Vorwörtchen

Anführungszeichen werden im Alltag recht häufig verwendet. Manche halten sie für derart nützlich, dass sie sogar beim Sprechen mit den Fingern Anführungszeichen an entsprechender Stelle in der Luft zeichnen, um zu verdeutlichen ... ja was eigentlich? Um etwas zu verdeutlichen? Um etwas hervorzuheben? Um etwas als besonderen Ausdruck zu kennzeichnen? Um etwas oder jemanden zu zitieren? Es ist zu vermuten, dass die betreffenden Personen es selber manchmal nicht richtig wissen. Eine Zeit lang war bei vielen Jugendlichen diese Angewohnheit im Verschwinden begriffen, weil es mit dem Ausruf „Hashtag“ eine Alternative gab, die sicherlich zeitgemäßer erschien, aber im Gebrauch nicht viel eindeutiger war.
Lange Rede, kurzer Sinn: Es wird mit Anführungszeichen einiges angestellt, aber nicht immer richtig. Denn auch der Gebrauch von Anführungszeichen ist amtlich geregelt und besitzt damit gleichermaßen eine Menge an Fehlerquellen, in die wir im Folgenden etwas Licht werfen wollen.

Wann und wozu eigentlich Anführungszeichen?

Anführungszeichen sind in unserer Sprache mitunter das Logischste, was es gibt, und gleichzeitig auch eine Sache, die wir recht frei verwenden dürfen. Im Wesentlichen haben sie zwei Zwecke: Zum einen verwenden wir sie, um etwas hervorzuheben und es dabei dem Leser als etwas Hervorgehobenes auch bewusst zu machen. In diesem Sinne würden Anführungszeichen hier z.B. sinnvollerweise auftauchen, wenn an einer Stelle statt von „Anführungszeichen“ ausnahmsweise mal von „Gänsefüßchen“ die Rede wäre.

Aber wir verwenden sie auch häufig, wenn wir sicherstellen wollen, dass jemand etwas, das wir schreiben, auch ganz bestimmt richtig versteht. Viele Menschen würden z.B. niemals einfach sagen, dass Donald Trump bestimmt das Beste sei, dass Amerika jemals hat passieren können. Sie würden eher sagen, dass Donald Trump „das Beste“ sei, das Amerika jemals hat passieren können. Daraus sieht man, dass wir Anführungszeichen nicht einfach verwenden, um etwas hervorzuheben, sondern es auch als etwas Bestimmtes, in diesem Fall ironisch Gemeintes, hervorzuheben. Wir sagen damit: „Achtung, lieber Leser bzw. Zuhörer, das würde ich bestimmt so nicht einfach sagen.“

Zum anderen verwenden wir Anführungszeichen, um etwas Gesprochenes oder Geschriebenes wiederzugeben. Dabei ist es unerheblich, ob das Geäußerte wirklich geäußert wurde oder ob es sich um ausgedachte Äußerungen, z.B. innerhalb eines literarischen Werkes, handelt. Stets verwenden wir hierbei Anführungszeichen.

Wie werden Anführungszeichen verwendet?

Bei der richtigen Verwendung werden viele Fehler gemacht. Bei vielen Menschen tritt der erste Moment der Verwirrung nicht selten dann ein, wenn sie die englischen Anführungszeichen kennenlernen und diese in der Folge dann auch im Deutschen verwenden. Hier ist ein deutlicher Unterschied zu machen: Während man in England die Anführungszeichen durchgängig oben setzt, setzt man sie im Deutschen am Anfang der angeführten Stelle unten und am Ende der angeführten Stelle oben. Das bedeutet, dass es in Bereich der deutschen Schriftsprache das folgende Zitat niemals geben könnte: “Die deutsche Sprache sollte sanft und ehrfurchtsvoll zu den toten Sprachen abgelegt werden, denn nur die Toten haben die Zeit, diese Sprache zu lernen.” (Mark Twain) Im Deutschen gilt die folgende Setzung von Anführungszeichen: „Der Erfinder dieser Sprache scheint sich einen Spaß daraus gemacht zu haben, sie auf jede Art, die ihm nur in den Sinn kam, zu komplizieren.“ (auch Mark Twain)

Neben der im Deutschen geltenden Art, sogenannte typografische Anführungszeichen zu setzten, gibt es noch eine zweite gebräuchliche Variante: das Setzen sogenannter halber Anführungszeichen. Damit wird die Tatsache bezeichnet, dass diese Anführungszeichen im Gegensatz zu den gängigen doppelten Anführungszeichen nur mit je einem Strich ‚geschrieben‘ werden. Man verwendet sie z.B. dann, wenn man eine Äußerung zitiert, die wiederum ein Zitat enthält, das man nicht erneut durch typografische Anführungszeichen kennzeichnen möchte.

Verwendung der Anführungszeichen im Zitat

Wie man richtig zitiert, wird an anderer Stelle auf diesen Seiten behandelt. Hier soll es nur in aller Kürze um die Frage gehen, wie man die Anführungszeichen beim Zitieren verwendet. Im Allgemeinen ist das nicht schwierig. Man muss sich nur eine Faustregel bewusstmachen: Alles, was man schriftlich wiedergibt und das man nicht selber formuliert hat, sollte man in Anführungszeichen setzen. Dabei ist es unerheblich, wie lang oder kurz eine Textstelle ist. Immer, wenn man also auf eine wörtliche Wiedergabe setzt und man nicht den Konjunktiv I der indirekten Rede verwenden möchte, benutzt man Anführungszeichen.

Will man also beispielsweise Jacques Derrida zitieren, setzt man die Anführungszeichen wie folgt: „Der Verfall der Sprache ist symptomatisch für einen gesellschaftlichen und politischen Verfall (...).“

Und möchte man Derrida dort zitieren, wo er seinerseits eine Äußerung eines anderen Autors zitiert, kommen die oben bereits erwähnten halben Anführungszeichen zum Einsatz: „Die Einheit des politischen und des sprachlichen Unheils erfordert also eine ‚philosophische Untersuchung‘.“

Die wörtliche Rede

Wie bereits eingangs erwähnt handelt es sich bei der Verwendung von Anführungszeichen um eine sehr logische und eindeutige Angelegenheit. Schwierigkeiten bereiten sie weniger bei der Frage, wann man sie überhaupt verwenden soll. Viel eher wird es für viele kompliziert, wenn die Anführungszeichen mit anderen Satzzeichen zusammentreffen, weil es dann häufig nicht so offensichtlich ist, an welche Stelle man die Anführungszeichen sowie die anderen Satzzeichen in der Nähe setzen muss. Wir werden die Fälle hier aufsteigend nach deren Komplexität betrachten. Dabei sollte eigentlich deutlich werden, dass gerade hier alles viel einfacher ist, als es erscheint.


Die allgemeine Grundregel: Jeder Satz bekommt sein eigenes Satzzeichen.

Mit dieser Grundregel, wenn man sie konsequent befolgt, ist man eigentlich immer orientiert. So zitieren wir zur Illustration einmal mehr den alten Ausspruch Luthers ohne Wenn und Aber.

„Hier stehe ich, ich kann nicht anders.“

Was man an diesem Beispiel, das ohne übergeordneten Begleitsatz (z.B. „Luther sagte:“) auskommt, sieht: Es gibt nur diesen zitierten Satz. Und weil der Punkt zu dem zitierten Satz gehört, zitiert man ihn quasi mit. Falsch wäre also:

„Hier stehe ich, ich kann nicht anders“.

Ebendies gilt so auch für andere Satzzeichen. Eine alte und immer wieder quälende Frage, die im Laufe der Geschichte verschiedenen Philosophen zugesprochen wurde, gibt man also dementsprechend wieder:

„Warum gibt es überhaupt etwas und nicht vielmehr nichts?“

Wenn ein zitierter Satz in einen Satz eingebettet ist, dann besteht diese Regel weiterhin. Hat die so wiedergegebene Rede ein Satzzeichen, behält sie dieses in der Regel.

Friedrich Nietzsche ließ einst seinen Zarathustra sagen: „Viel zu viele werden geboren. Für die Überflüssigen war der Staat erfunden!“

Zur Erklärung: Der übergeordnete Satz, in den das Zitat eingebunden ist, hat selber kein Ausrufezeichen. Dieses gehört zu der wörtlichen Rede (Zarathustras). Darum bleibt es dort auch und steht somit vor dem Anführungszeichen. Dies würde auch im Falle eines Fragezeichens gelten.

Diese Regel gilt auch dann, wenn die wörtliche Rede durch einen Begleitsatz unterbrochen wird. Dabei ist allerdings zu beachten, ob es sich denn auch um inhaltlich eigenständige Sätze handelt:

„Du bist's?“, sagte die Stimme im dunklen Fenster. „Bist du allein?“

Wie zu sehen ist, gehören die Fragezeichen zur wörtlichen Rede. Sie werden darum mitzitiert. Das Komma hingegen ist ein Teil des Begleitsatzes und trennt die wörtliche Rede von diesem ab. Darum steht es außerhalb der Anführungszeichen. Die wörtliche Rede erscheint hier quasi als ein Teilsatz des Begleitsatzes.
Das Komma ist derjenige Teil des Gebrauches von Anführungszeichen, der nicht selten etwas irritiert. Im Verhältnis zur sonstigen Kommasetzung ohne den Gebrauch von Anführungszeichen tanzt es etwas aus der Reihe. Hier darf man sich tatsächlich sehr streng an die Regel halten, dass eine in Anführungszeichen stehende wörtliche Rede immer durch ein Komma vom Begleitsatz getrennt wird, sogar dann, wenn auf die wörtliche Rede ein „und“ folgt:

Sie fragte ihn nur: „Hast du dir das auch wirklich gut überlegt?“, und schüttelte leicht mit dem Kopf.


Der Punkt entfällt, wenn der Begleitsatz noch nicht zu Ende ist. Am Ende setzt man höchstens einen. Oder: Man vermeidet im Deutschen zwei aufeinanderfolgende Punkte.

So logisch der Umgang mit Satzzeichen bei der Verwendung von Anführungszeichen in der wörtlichen Rede im Allgemeinen auch ist; der Punkt hat einige kleinere Ausnahmeregeln. So wäre der folgende Satz eigentlich logisch. Jedoch ist er falsch!

„Es tut mir Leid, mein Herr.“, sagte der Kellner, "Sie dürfen hier leider keine mitgebrachten Speisen konsumieren.".

Zitiert man einen vollständigen Satz, so entfällt dessen Punkt, wenn der Begleitsatz danach folgt oder weitergeht. Für das eben gegebene Beispiel würde das zu der folgenden Darstellung führen:

„Es tut mir Leid, mein Herr“, sagte der Kellner ...

Diesem Grundsatz, keine zwei Punkte aufeinanderfolgen zu lassen, folgt man auch am Ende des gesamten Satzes. Hier hat in der Regel der Punkt der wörtlichen Rede den Vorrang. Der Punkt des Begleitsatzes kann entfallen. Darum würde das obige Beispiel insgesamt die folgende korrekte Form haben:

„Es tut mir Leid, mein Herr“, sagte der Kellner, „Sie dürfen hier leider keine mitgebrachten Speisen konsumieren.“

Außerhalb der Anführungszeichen wird der Punkt nur gesetzt, wenn der Begleitsatz dies erfordert. Das ist dann der Fall, wenn das Satzende durch den Begleitsatz gebildet wird, oder wenn die wörtliche Rede den Begleitsatz inhaltlich bzw. grammatisch ergänzt. Für den ersten Fall hätten wir das folgende Beispiel:

Als eine „großartige Leistung“ bezeichnete er es und ging.

Für den zweiten Fall können wir das Ganze einfach umdrehen:

Er ging und bezeichnete dies als eine „großartige Leistung“.

Nur um hier keine Missverständnisse aufkommen zu lassen! In der folgenden Variante würde man den Punkt bei der wörtlichen Rede belassen:

Er ging und sagte: „Das ist wirklich eine großartige Leistung.“

Übungen

Im folgenden siehst du eine Reihe von Sätzen, bei denen der Gebrauch der Anführungszeichen entweder korrekt oder falsch ist. Lies Satz für Satz und entscheide, ob du es mit einem richtigen oder falschen Satz zu tun hast. Durch Klick auf den Button kannst du sehen, ob du Recht hattest oder nicht.

„Er nennt's Vernunft und braucht's allein, um tierischer als jedes Tier zu sein.“


„Halt!“, schrie er von der anderen Straßenseite.


Er sagte: „Ich finde das richtig so.“.


„Möchtest du“, fragte er mit erwartungsvollem Blick, „meine Frau werden“?


„Lerne erstmal die Interpunktion!“, konterte sie gelangweilt.


„Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir“!


„Der Tod ist nichts, was uns angeht.“, sagte Epikur.


Hast du John wirklich gerade „Sprichst du Englisch?“ gefragt?


Hör bitte auf mein „Halt!“!


Sag ihm doch einfach: „Ja, ich mach dir deine Hausaufgaben.“ und gut is'!