Was ist ein Satz?
Wir beginnen mit einer kleinen Raterunde: Bei welchen der folgende Beispiele würdest
du sagen, dass es sich um einen Satz handelt? Klicke dort ins graue Kästchen, wo du einen
Satz vermutest.
Walters Hund heißt Mephisto.
Mephisto liebt fliegende Gummibälle.
Mephisto, der Pudel wie in Goethes Faust.
Hört meist sofort.
Hierher!
Sitz!
Wie'n Großer versucht er manchmal zu bellen.
Zum Glück ein ganz Braver.
Subjekt + Prädikat = Mindestanforderungen
Ein Satz ist dazu da, um uns über eine Sache etwas mitzuteilen. Gibt es nichts,
über das man etwas sagen kann, und gibt es nichts, das man über etwas sagen kann,
dann sollte man besser nichts sagen.
Darum muss ein Satz immer mindestens einen Gegenstand (Subjekt) haben und etwas, das
über ihn mitgeteilt wird (Prädikat). Diese Mitteilung enthält dabei ein Verb. Sind
diese Mindestanforderungen nicht erfüllt, haben wir es zwar mit einer Äußerung zu
tun, aber im grammatischen Sinne nicht mit einem Satz.
In diesem Sinne ist im ersten Satz der obigen Beispiele „Walters Hund“ das Subjekt,
über das etwas mitgeteilt wird. Er „heißt Mephisto“. Und mit dieser Mitteilung erhalten
wir unter Verwendung des Verbs „heißen“ also das Prädikat.
In diesem Sinne sind im obigen Rateteil die Aussagen 3, 5 und 8 keine Sätze, denn ihnen fehlt das grammatisch vollständige Prädikat.
Übung gefällig?
An dieser Stelle bietet sich eine kleine Übung an, mit der du dein Bewusstsein dafür schärfen kannst, wie kurz bisweilen Hauptsätze sind. Ferner kannst du dir merken, dass auch diese sehr kurzen Hauptsätze durch ein Komma vom Nebensatz getrennt werden. Vervollständige dazu einfach die folgenden Satzanfänge und schreibe jeweils den ganzen Satz auf.
1. Ich finde, ...
2. Peter meint, ...
3. Susi sagt, ...
4. Rolf denkt, ...
5. Das heißt, ...
6. Es scheint, ...
7. Wir glauben, ...
8. Ich sehe, ...
9. D.h., ...
10. Mir ist, ...
Wann Kommas Sätze trennen können
Es kommt bei uns gelegentlich vor, dass zwei Aussagen inhaltlich so eng zusammengehören,
dass wir sie wie einen Satz behandeln wollen. Manchmal ist das der jeweiligen Situation
geschuldet, manchmal hat das etwas damit zu tun, dass Dinge einfach zeitgleich geschehen.
So verwundert es z.B. nicht, dass Martin Luthers berühmter Ausruf, als er sich im Jahre 1521 auf dem Reichstag zu Worms weigerte, seine Schriften zu widerrufen, in einem Satz wiedergegeben wird, obwohl es sich strenggenommen um zwei Sätze handelt:
„Hier stehe ich, ich kann nicht anders“
Man muss aber gar nicht erst ins sechzehnte Jahrhundert blicken, um Beispiele zu finden.
Auch heute erfordert es die Situation häufig, dass wir Sätze durch ein Komma zu einem
Satz zusammenziehen, um etwas auszudrücken, dass für uns in einer Situation zusammengehört:
Mama telefoniert, Papa sitzt am Computer.
Das Komma hilft uns aber auch, Sachverhalte zusammenzuziehen, die weiter auseinanderliegen,
für uns jedoch ursächlich zusammengehören:
Er hat immer nur Lügen erzählt, jetzt glaubt ihm keiner mehr.
Und?
Dem aufmerksamen Leser wird aufgefallen sein, dass ein Komma, mit dem wir zwei Hauptsätze trennen, doch eigentlich auch durch ein „und“ oder ein „oder“ ersetzt werden kann. Und in der Tat hätte man Martin Luther auch mit dem Satz „Hier stehe ich und ich kann nicht anders.“ wiedergeben können. Dort, wo wir zwei Sätze durch ein Und oder ein Oder trennen, fällt in der Regel das Komma weg. Für die Entscheidung, ob man ein Und, ein Oder oder ein Komma wählt, gibt es keine wirkliche Regel. Daher ist es eher eine Stilfrage, deren Entscheidung beim Schreibenden liegt.
Übrigens: Verboten ist es nicht, ein Komma auch vor ein Und oder ein Oder zu setzten, mit dem man zwei Hauptsätze trennt. Möchte man seine Gedanken klarer gliedern, darf man sogar dies.
Und weiter?
An dieser Stelle würde es sich anbieten, dort weiterzulesen, wo es um die Trennung von Nebensätzen durch Kommas geht.