Die drei Regeln der S-Schreibung
Bis auf die Ausnahmen, die wir für fast alles in unserer Rechtschreibung haben, gibt es für die S-Schreibung eigentlich recht eindeutige Regeln. Es sind drei an der Zahl und sie lassen sich leicht verstehen:
1. Wenn man einen S-Laut stimmhaft (also mit der Stimme wie beim Summen) spricht, dann schreibt man diesen Laut nur mit einem S.
2. Wenn man einen S-Laut ohne Stimme, aber nach einem betonten kurzen Vokal spricht, dann schreibt man diesen Laut mit Doppel-S.
3. Wenn man einen S-Laut ohne Stimme, aber nach einem langen Vokal spricht, dann schreibt man diesen Laut mit einem ß.
Das einsame S - ein klarer Fall?
Es gibt zahlreiche Wörter in unserer Sprache, bei denen ist die Schreibung mit einem S sehr eindeutig. Gemäß der oben formulierten Regel (1.) müssen wir nur genau hinhören, um zu wissen, dass wir es hierbei jeweils mit einem stimmhaften S zu tun haben. Dazu fallen uns leicht eine Menge an Beispielen ein: z.B. Verben wie summen, sagen, rasen, singen, blasen, sausen, niesen, tosen usw. Oder aber auch Substantive wie Rasen, Rose, Staubsauger, Düse, Sau, Unsinn usw.
Darüber hinaus gibt es aber auch noch eine Reihe von Fällen, bei denen die Schreibung mit einem S zwar eindeutig ist, aber trotzdem anders funktioniert. So werden zwar bei den folgenden Wörtern alle S-Laute nur mit einem S geschrieben, trotzdem aber stimmlos gesprochen: Rest, Fest, fast, Brust, Ast, meist, Durst, Wurst, Knast, Rast, ist, Trost usw. Hier haben wir es mit einer Ausnahme von der obigen Regel zu tun, aber mit einer so häufigen, dass man schon fast von einer weiteren Regel sprechen kann:
1.1. Bei der Verbindung der Buchstaben S und T zu st wird das S immer nur mit einem S geschrieben.
Und man muss leider nun eine Einschränkung hinzufügen:
... wenn der S-Laut nicht von einem stimmlosen S nach Regel (2.) herrührt!
Was heißt das genau? Es gibt Worte, die werden in ihrer Grundform mit Doppel-S geschrieben. Wenn das der Fall ist, dann wird dieses S auch dort als Doppel-S geschrieben, wenn es vor einem T auftaucht. Schau dir dazu einige Beispiele an.
- Hassen behält sein Doppel-S auch bei „Gabi hasst Andrea“
- Aus essen wird z.B. „Günther isst Spaghetti.“
- Aus lassen wird z.B. die Aufforderung: „Lasst das sein!“
- Aus messen wird z.B. „ Jan misst Fieber.“
- Aus fassen wird schließlich: „Bruno fasste gestern auf die Herdplatte.“
Übungen zum S
Setze S oder Doppel-S in die leeren Felder ein. Bei grün hast du es richtig gemacht, bei rot noch nicht.
- Du ha__t einen Brief bekommen.
- La__t das mal den Udo machen!
- Meine Katze fri__t gerne Thunfisch.
- Manfred i__t wieder der Letzte.
- Ich hätte fa__t meinen Schlüssel zu Hause vergessen.
- Hol doch mal bitte den Mi__t aus dem Stall!
- Er ha__t es, wenn man ihn so anfa__t.
- Er ra__t einfach so über den Ra__tplatz:
Anderes Hilfreiche zum einsamen S
Wer „1.1.“ sagt, der muss auch „1.2.“ sagen. Es gibt nämlich noch andere Fälle, wo wir eigentlich kein S hören, aber ein S schreiben müssen ... und die wir durchaus als Faustregel festhalten können.
Interessant sind z.B. alle Wörter, die auf -nis enden und im Plural auch noch die blöde Eigenschaft haben, mit Doppel-S geschrieben zu werden. Wir dürfen uns also merken: Auch wenn man in der Mehrzahl von Zeugnissen, Erkenntissen, Zerwürfnissen, Gefängnissen, Verhältnissen, Ersparnissen, Geheimnissen und dergleichen spricht, im Singular schreibt man trotzdem von Erkenntnis, Zerwürfnis, Gefängnis, Verhältnis, Ersparnis, Geheimnis und dergleichen.
Ähnliches gilt für einige Wörter, die so auf S enden wie die folgenden: Haus, Maus, Laus, Klaus, Preis, Gleis, Ausweis, Greis, Kreis, Glas, Gras, Los, Moos usw. Auch sie hören sich für uns nicht nach einem Wort an, das auf S endet, sonder eher wie eines, das man mit ß schreiben müsste. Woher das S am Ende kommt, kann man bei ihnen hören, wenn man den Plural bildet. Dann klingen sie nämlich wie folgt - und du solltest sie evtl. einmal laut lesen: Häuser, Mäuse, Läuse, Kläuse, Preise, Gleise, Ausweise, Geise, Kreise, Gläser, Gräser, Lose, Moose ... also ganz schön stimmhaft, oder?
Das Doppel-S
Frage dich bitte, ob du weißt, was ein kurzer oder ein langer Vokal ist. Wenn du weißt, worum es sich jeweils handelt, dann stellt die Schreibung von Wörtern mit einem Doppel-S wahrscheinlich kein Problem für dich dar. Wenn du dir nicht sicher bist, gibt es hier eine kleine Hilfe:
Vergleiche den ersten Vokal (a,e,i,o,u,ä,ö,ü) vom Klang her bei den folgenden Ausdrücken: Maße und Masse; ich rase und Rasse; Gase und Gasse; Vase und Wasser; Käse und Kessel; Riese und Risse; Pose und Posse; Rose und Rosse; Buße und Busse; Ruß und Russe.
Wenn du alle Wörter beim Lautlesen richtig aussprichst, dann kannst du hören, dass nach einem kurzen Vokal immer ein Doppel-S kommt. Diese Regel ist sehr verlässlich und hat nur wenige Ausnahmen. Eine Ausnahme bilden die weiter oben bereits erwähnten Wörter auf -nis im Singular. Allerdings darf man hier genau sein und feststellen, dass diese Wörter nur halbe Ausnahmen sind, weil ihr stimmloser S-Laut nicht auf einer betonten Silbe zu hören ist. Darüber hinaus finden wir echte Ausnahmen nur bei einsilbigen Wörtern, die auf einem S enden wie z.B. Artikel und Pronomen: das, eines, was, des, wes usw.
Das ß, ein deutsches Unicum
Das ß gibt es nur im deutschen Sprachraum. Und selbst dort wird es nicht überall verwendet. Die Deutschen und die Österreicher verwenden es. Die Schweizer und die Liechtensteiner haben es vor vielen Jahren schon abgeschafft. Dann und wann gibt es Debatten darüber, ob man es überhaupt benötigt. Im Schriftdeutschen hat es sich als der Buchstabe etabliert, den man im Falle eines stimmlosen S-Lautes verwendet, der einem langen Vokal folgt. Sehr eindeutig hört man diesen S-Laut bei Wörtern wie Maß, Soße, Kloß, Floß, Grieß oder süß. In diesem Sinne dürfte die Schreibung keine große Schwierigkeit bereiten, wenn man die möglichen Ausnahmen bedenkt, die weiter oben ausgeführt worden sind.
Hat man verstanden, was ein langer Vokal ist, dann taucht nicht selten ein Zweifel darüber auf, wie es sich eigentlich mit Wörtern verhält, bei denen der S-Laut nach zwei Vokalen, sogenannten Diphtongen, folgt. An dieser Stelle kann man sich einen einfachen Gedanken verdeutlichen, der alle Zweifel aus der Welt räumt: Wenn ein einzelner Vokal lang sein kann, dann ist eine Verbindung von zwei Vokalen, also ein Diphtong, erst recht lang. Darum ist es gar keine Frage, dass auch die folgenden Wörter mit einem ß zu schreiben sind: draußen, Preußen, beißen, heiß, Fleiß, reißen und ... naja ... meine Güte ... eben auch das Scheißen.