Eine Grundregel?
Das Ideal wäre eine Regel, mit der man alle Fälle klären könnte. Die wird es nie geben. Aber hier soll einmal ein Vorschlag für eine Regel gemacht werden, mit der man eine große Menge von Zweifelsfällen erledigen kann:
An anderer Stelle werden bereits Komposita im Rahmen der Groß- und Kleinschreibung behandelt. Hier ist etwas Interessantes zu beobachten: Zusammensetzungen werden sehr häufig darum zusammengeschrieben, weil es ein Bestimmungswort gibt, das an ein Grundwort gebunden wird. Es bestimmt das Grundwort näher und muss darum fest an dieses gebunden werden. „Bein“ könnte solch ein Grundwort sein, das sich durch unterschiedliche Bestimmungswörter unterschiedlich bestimmen lässt. So könnte durch die entsprechenden Zusammensetzungen das „Schlüsselbein“, das „Tischbein“, das „Eisbein“ oder auch das „Tanzbein“ gebildet werden. Diese Art von Zusammensetzung lässt sich auf eine ganze Menge von Fällen übertragen, bei denen man das nicht unbedingt vermuten würde. Gehen wir einmal einige unterschiedliche Beispiele durch.
Zusammensetzungen aus Präposition und Verb
Das kleine Wörtchen „zu“ kann vieles sein. Schwierigkeiten bereitet es uns vor allem dort, wo wir entscheiden müssen, ob es als Infinitivbegleiter (zu laufen; zu stellen usw.) oder als ein Präfix (zulaufen; zustellen usw.) in Erscheinung tritt.
Lass uns einmal einen Blick auf seine Funktion als Präfix werfen. Was ist eigentlich ein Präfix genau? Im Grunde ist ein Präfix nichts weiter als eine Vorsilbe, jedoch keine beliebige, sondern eine bedeutungstragende. Durch die Wahl eines bestimmten Präfix' kann ich die Bedeutung eines Wortes verändern. Eine Katze kann jemandem zulaufen. Sie kann aber auch weglaufen. Sie kann eine Treppe hochlaufen oder in einem Haus herumlaufen. Kippt sie einen Trinknapf um, kann dort das Wasser aus- oder herauslaufen. Und wenn sie sehr zutraulich ist, wird sie beim Spazierengehen sogar mitlaufen.
In all diesen Fällen passiert etwas, das wir bei der Zusammensetzung zweier Hauptwörter zu einem neuen Wort auch beobachten können: Ein Bestimmungswort verändert die Bedeutung des Grundwortes. Nur ist das Bestimmungswort hier ein kleines Präfix, also mehr eine Silbe, aber darum nicht von weniger Bedeutung.
Zusammensetzungen aus anderen Wortarten mit einem Verb
Es deutete sich eben schon an, dass neben der Präposition „zu“ auch anderen Präpositionen oder sogar andere Wortarten wie Adverbien oder Adjektive die Funktion eines Bestimmungswortes übernehmen können. Unsere Sprache ist so variationsreich, dass ich nicht immer nur gehen muss. Ich darf auch weggehen oder hinübergehen. Sprichwörtlich kann die Post abgehen. Und was jemand behauptet, kann unter Umständen mal nicht angehen.
Was den Gebrauch meiner Augen angeht, so kann ich nicht einfach nur sehen, sondern in besonderen Augenblicken werde ich eventuell mal jemanden übersehen oder etwas, das jemand geschrieben hat, durchsehen. Bin ich besonders pessimistisch eingestellt, könnte ich schwarzsehen. Glück habe ich, wenn ich vielleicht mal hellsehen kann.
Bei all diesen Zusammensetzungen findet dasselbe statt: Der vordere Bestandteil des zusammengesetzten Wortes bestimmt den hinteren Teil genauer und bildet darum mit ihm eine feste Einheit. Nehmen wir dies als ein Indiz für die Zusammenschreibung, dann haben wir damit schon eine Regel, die zwar längst nicht alle Fälle, aber doch einen guten Teil von ihnen abdeckt.
Zusammensetzungen von verschiedenen Wortarten mit einem Adjektiv
Wir haben schon die Substantive und die Verben in ihrer Funktion als Grundwort erwähnt. Und wir wollen die Adjektive dabei nicht vernachlässigen. Auch Adjektive lassen sich durch ein vorangestelltes Wort näher bestimmen. Wir neigen dann gelgentlich dazu, dies als Präzisierung zu bezeichnen.
Wir kennen das z.B. von Farben: Welche Farbe hat dein Pullover? - Na, grün halt. - Wie, einfach so grün? Wie langweilig! - Nee, nicht einfach grün, eher so grasgrün, vielleicht auch olivengrün. Aber nicht so ein Olivengraugrün, sondern dieses saftige Oliventiefgrün.
Aber auch in anderen Situationen montieren (oder besser: komponieren) wir unterschiedliche Wörter an Adjektive, um sie genauer zu machen:
- Diese Waschmaschine ist wirklich tonnenschwer.
- Mein nagelneues Fahrrad wurde nach einer Woche schon geklaut.
- Dass es gerade heute regnet, ist ja wirklich saublöd
- Das mit der verschobenen Geschichtsarbeit ist ja wirklich jammerschade für dich, nicht wahr.
- Er war am Telefon tränenüberströmt.
- Zu diesem Rock passen knallbunte Socken?
Auf den Ton kommt es an!
So schön ein Regel auch ist, von der man sagen kann, dass sie eine gute Zahl an Fällen entscheidbar macht, so frustrierend ist es, wenn man dann aber doch wieder vor Fällen steht, die man mit dieser Regel nicht lösen kann. Und davon gibt es viele.
Was hilft es einem, wenn man weiß, dass einem eine Katze zulaufen kann, es beim Nachbarskind dann aber doch nicht passt, wenn es zu laufen anfängt? Was macht man, wenn der Mitarbeiter in der Bank einem etwas auf das Konto gutschreiben, doch selber nicht gut schreiben kann? Und wenn Wein selig macht, warum kann man weinselig dann doch nur noch zu Fuß nach Hause? Man kann mit dem Auto fahren, solange das Autofahren noch funktioniert. Doch trotzdem sollte man sich einen Menschen nicht schönreden, nur weil er vielleicht schön reden kann. Wie an diesem Unsinnstext zu sehen ist, muss man bei vielen Fällen dann doch selber zusehen, ob man nicht eine weitere Regel findet, die einem auch bei diesen Fällen helfen kann.
Worum geht es bei diesen Beispielen eigentlich? Zum einen scheinen sie uns doch mit Blick auf die oben formulierte Regel zu einem Teil einleuchtend. Denn diejenigen Fälle, die hier als Zusammensetzung erscheinen, funktionieren doch nach eben dem Prinzip, das wir bereits kennen gelernt haben. Doch was ist mit den anderen Beispielen, die aus denselben Bestandteilen bestehen, jedoch als Wortgruppe erscheinen und deshalb nicht zusammengeschrieben werden? Offensichtlich muss es bei diesen Fällen darum gehen, sie von den anderen Fällen gut unterscheiden zu können, damit man weiß, welcher Fall auseinander geschrieben und welcher Fall zusammengeschrieben wird.
Was also, so müssen wir fragen, ist der Unterschied zwischen zulaufen und zu laufen, zwischen gutschreiben und gut schreiben, zwischen Wein selig und weinselig, zwischen schönreden und schön reden und schließlich zwischen zusehen und zu sehen?
Es gibt genau genommen zwei Unterschiede, wobei wir den ersten eigentlich schon verstehen müssten:
- Bei der jeweils zusammengeschriebenen Variante wird der hintere Teil des Wortes durch den vorderen Teil näher bestimmt und bildet darum mit ihm eine zusammengeschriebenen Einheit (z.B. „zulaufen“ oder „weinselig“).
Einer gemeinen Ausnahme begegnen wir aber schon dort, wo es um den Unterschied zwischen „gutschreiben“ und „gut schreiben“ geht. Denn in beiden Fällen bestimmt das vordere Wort das hintere näher, leider! Und es bleibt die Frage, wie wir uns in solchen Zweifelsfällen helfen können. An einer solchen Stelle hilft eine zweite Regel:
- Die Betonung macht den Unterschied. Bei allen Fällen, in denen die beiden Wortteile zusammengeschrieben werden, wird der erste Teil betont. Wir sagen daher zulaufen, gutschreiben, weinselig, schönreden und zusehen im Gegensatz zu zu laufen, gut schreiben, schön reden usw.
Erste Übungen
Bitte entscheide dich bei den folgenden Beispielsätzen für die richtige Variante und Klicke den entsprechenden Button an.
Ich schätze, er wird mit einem blauen Auge davon kommen / davonkommen.
zusammen getrenntIch würde gerne noch dableiben / da bleiben, aber es ist schon spät.
zusammen getrenntDurch Lesen / Durchlesen bin ich klug geworden.
zusammen getrenntWenn er nur endlich aufhören würde, so viel zureden / zu reden!
zusammen getrenntVerschwörungstheoretiker können sich die Dinge zurecht reden / zurechtreden, wie sie sie brauchen.
zusammen getrenntWenn du das Gefühl hast, dass diese Übung schon einigermaßen geklappt hat, du aber dennoch gerne etwas üben möchtest, dann würde es sich hier anbieten, wenn du eigene Sätze formulierst und für jeden Satz jeweils das Verb verwendest, das in den Übungen das falsche war. Beim ersten Satz ist zum Beispiel die getrennt geschriebene Variante die falsche gewesen. Findest du einen Satz? Wenn du dem Button folgst, kannst du einige Musterlösungen sehen.
Eine dritte Regel oder eine Ausnahme?
Vielleicht hast du dich gefragt, wie gut diese zweite Regel eigentlich funktioniert. Denn bei genauerem Hinsehen werden eine ganze Menge an Fällen sichtbar, die man auf diese Weise nicht eindeutig lösen kann und die eigentlich sogar fast eher für Zweifel sorgen. So gibt es z.B. Fälle, bei denen für beide Möglichkeiten (zusammen wie getrennt) gilt, dass das erste Wort das zweite Wort näher bestimmt. Außerdem gibt es Fälle, bei denen sich beide Varianten nicht wirklich durch die Betonung unterscheiden. Das gilt beispielsweise für die folgenden Sätze:
- Wir sollten unsere Überlegungen einmal zusammentragen.
- Wir sollten unser schweres Gepäck besser zusammen tragen.
Oder:
- Du solltest das Gemüse nicht totkochen.
- Du solltest das Gemüse nicht tot kochen.
Zugegebenermaßen ist das zweite Beispiel etwas makaber. Aber dadurch, dass es sich um zwei nahezu gleichlautende Sätze handelt, sind es gute Beispielsätze, die zeigen, dass es Grenzfälle gibt, die man mit den oben angestellten Überlegungen nicht so einfach lösen kann.
In der Fachliteratur werden für diese Fälle zwei Lösungen vorgeschlagen. Weil beide irgendwie funktionieren, werden sie beide hier vorgestellt.
Lösung 1: Für Beispiele dieser Art wird häufig die wörtliche Bedeutung von Wörtern
der übertragenen Bedeutung gegenübergestellt. Werden zwei Wörter wie in den obigen Beispielen
getrennt geschrieben, dann darum, weil jedes Wort für sich seine eigene wörtliche Bedeutung hat.
So hat im ersten Beispiel „zusammen“ seine wörtliche Bedeutung von „gemeinsam“,
das Verb „tragen“ sowieso. Im Fall von „zusammentragen“ ist das gemäß
dieses Lösungsansatzes nicht der Fall. „Zusammen“ hat hier eine andere Bedeutung von
„auf einen Haufen“ oder „an einen Ort“ usw.
Beim zweiten Beispiel ginge es um die Bedeutung von „tot“. Die Wortgruppe „tot
kochen“ wörtlich zu nehmen führt hier zu dem zugegebenermaßen absurden Gedanken, dass
jemand kocht, während er schon tot ist. Aber das wäre eben die wörtliche Bedeutung. Die übertragene
Bedeutung wäre weniger prekär. „Tot“ trüge hier die Bedeutung von „matschig“,
„geschmacklos“ und dergleichen; eben von alldem, zu dem Gemüse wird, wenn man es
stundenlang kocht. Nur „tot“ im wörtlichen Sinne von „leblos“ trifft
hier eben nicht zu.
Lösung 2: Dort, wo bei der Lösung 1 von einer übertragenen Bedeutung gesprochen wird,
spricht ein anderer Lösungsweg häufig von der Vorstellung, dass es in der Bedeutung solcher
Zusammensetzungen um ein Resultat einer Handlung geht. Bezogen auf die obigen Beispiele ist
damit das Folgende gemeint: Wenn zwei Menschen etwas zusammen tragen, dann ist das ein
laufender Vorgang, bei dem das Ziel noch keine Rolle spielt. Wenn man aber etwas zusammenträgt,
dann steckt in dem Wort schon das Ziel der Handlung: Was man zusammenträgt, soll am Ende eine
Sammlung ergeben. Ohne diese Zielvorstellung würde dieses Wort kein Sinn ergeben.
So verhält es sich auch mit dem zweiten Beispiel. Wenn man etwas tot kocht, dann geht
es bei dieser Formulierung nicht um das Ziel des Kochens, sondern um die Art, in der jemand das
tut. Und in diesem Fall tut er es als bereits Verstorbener. Er in der Zusammensetzung geht es
um das Resultat. Wer Gemüse totkocht, der hat am Ende ein Resultat: matschiges, unbrauchbares,
unansehnliches und geschmackloses Gemüse.
Weitere Übungen
Für die folgende Übung benötigst du ein Blatt Papier. Du siehst hier einen Text mit zahlreichen Möglichkeiten, zwischen zwei Schreibweisen (zusammen oder getrennt) auszuwählen. Schreibe ihn bitte richtig ab. Deine Abschrift kannst du hinterher über den Vergleichsbutton mit der Musterlösung vergleichen.
Das Naheliegendste / nahe Liegendste in einem solchen Text ist es,
sich mit der Frage zu beschäftigen, wie es sein kann, dass ausgerechnet das
Zusammenschreiben / zusammen Schreiben so kompliziert ist. Denn auch hier gilt natürlich,
dass du einen Text mit jemandem zusammenschreiben / zusammen schreiben kannst. Aber
damit nicht genug! Du kannst alle möglichen Wörter, wenn sie denn zusammengehören /
zusammen gehören, zusammenschreiben / zusammen schreiben. Aber auch damit nicht genug!
Denn hier gibt es tatsächlich noch einen dritten Fall. Wenn man sich viel Unsinn
ausdenkt, kann man sich auch eine Menge an Unsinn zusammenschreiben / zusammen schreiben.
Mit dem Getrenntschreiben / getrennt Schreiben ist es nicht viel einfacher. Zwar ist
es theoretisch möglich, dass zwei Menschen, jeder also für sich, einen Text getrenntschreiben
/ getrennt schreiben. Doch bedeutet das nicht, dass automatisch die
Getrenntschreibung / getrennt Schreibung eines Ausdruckes auf dem Papier zusammengeschrieben
/ zusammen geschrieben wird. Auch das Getrenntschreiben / getrennt Schreiben
musst du leider getrenntschreiben / getrennt schreiben.
Noch einmal ZU!
Es ist immer schön, wenn man ein Werkzeug hat, mit dem man Probleme bewältigen kann. Es ist hier die richtige Stelle, um auf ein Problem hinzuweisen, dass nicht wenige Menschen mit der Zusammen- und Getrenntschreibung in Verbindung mit dem Wörtchen „zu“ haben. Während nämlich vielen Schreibern deutlich ist, wann man z.B. zulassen und wann man zu lassen schreibt, so undeutlich ist dann doch oftmals die Schreibung von „zuzulassen“ und ähnlichen Fällen.
An dieser Stelle können wir uns an etwas Bekanntes erinnern, das wir weiter oben behandelt
haben und es hier zur Anwendung bringen. Zunächst aber versuchen wir das Problem zu verstehen:
Wir haben verstanden, dass ein Infinitiv in Verbindung mit „zu“ von diesem getrennt
geschrieben wird. Dadurch, dass wir das verstanden haben, erscheint es uns natürlich wie ein
Widerspruch, wenn wir sehen, dass eben dieses „zu“ plötzlich doch in manchen Fällen
an den Infinitiv herangeschoben werden kann. Betrachten wir z.B. das Verb „weiterlaufen“,
um uns diesen scheinbaren Widerspruch zu verdeutlichen: Ein Tier, das uns zuläuft,
sorgt dafür, dass das Wörtchen „zu“ als Präfix an das Verb „laufen“
gebunden wird. In dem Satz „Es ist gesund, den Weg auch mal zu laufen.“ ist das
anders. Hier ist das Wörtchen „zu“ lediglich Begleiter des Infinitivs und wird
darum von diesem getrennt geschrieben. Auch das zusammengesetzte Verb „weiterlaufen“
kann als Infinitiv mit zu auftauchen. Nur beobachten wir hier den Fall, dass dadurch das Wörtchen
„zu“ plötzlich an das Verb „laufen“ gebunden wird: weiterzulaufen.
Hier lohnt sich die Frage, welcher Regel dies folgt, um den scheinbaren Widerspruch aufzulösen. Die Regel ist denkbar einfach: Was ohne „zu“ zusammen geschrieben wird, bleibt auch mit dem Wörtchen „zu“ zusammen. Was getrennt geschrieben wird, bleibt auch mit „zu“ getrennt.
Sehen wir uns dazu einige Beispiele mit Ableitungen des Verbs „gehen“ an.
- Du musst auf das Gebäude dort hinten zugehen.
- Um die kleine Straße zu finden, ist es das Beste, erst auf das Haus dahinten zuzugehen.
Bei diesen Beispiel haben wir im ersten Satz kein Infinitiv mit zu, sondern das Verb „zugehen“, bei dem das Präfix „zu“ das Verb im Wesentlichen um die Richtung der Bewegung erweitert. Wird dieses Verb durch das Wörtchen „zu“ erweitert, erhalten wir natürlich nicht so etwas wie „zu zugehen“, sondern wir erhalten „zuzugehen“, weil das Wörtchen „zu“ von den beiden Wortteilen eingeschlossen wird. Anders - und viel einfacher - gesagt: Weil „zugehen“ zusammen geschrieben wird, wird auch „zuzugehen“ zusammen geschrieben.
- Sie sollten hier nicht anhalten, sondern weitergehen.
- Es ist wirklich besser, hier weiterzugehen.
- Gabi muss auf ihrem Nach-Hause-Weg etwas weiter gehen als Peter.
- Manchmal strengt es Gabi an, auf dem Nach-Hause-Weg noch weiter zu gehen als Peter es muss.
In Satz 3 wird ein Beispiel für das schlichte Verb „weitergehen“ gegeben. Da „weitergehen“ zusammen geschrieben wird, wird auch die Kombination mit %bdquo;zu“ im vierten Satz zusammen geschrieben. Anders verhält es sich bei dem Beispiel 5, bei dem wir eine getrennt geschriebene Ableitung von „gehen“, nämlich „weiter gehen“, haben. Die Getrenntschreibung haben wir hier, aufgrund der wörtlichen Bedeutung von „weiter“. Und weil diese Wortgruppe getrennt geschrieben wird, wird es entsprechend auch die Kombination mit dem Infinitivbegleiter „zu“ in Satz Nummer 6: „weiter zu gehen“. Alles klar?
Kleinigkeiten, die du immer trennen solltest
Zu guter Letzt noch einige Sonderregelungen, denn davon gibt es im Deutschen eine Menge.
1. Verbindungen mit „sein“ werden getrennt geschrieben.
Bei den obigen Beispielen ist das Verb „sein“ durchgängig ausgespart worden. Das hat seinen guten Grund. Denn für dieses Verb gibt es eine Sonderregel: Verbindungen mit „sein“ werden immer getrennt geschrieben. Die Begründung dafür würde in einen längeren philosophischen Diskurs führen, in dem man die Frage thematisieren müsste, inwiefern ein Präfix (Adverbien fallen hier in jedem Fall weg!) zu einer besonderen Bestimmung des dazugehörigen Verbs „sein“ führen könnte. Von einem solchen Diskurs wird an dieser Stelle aus Platzgründen abgesehen.
2. Verbindungen aus Verb und Verb schreibt man getrennt.
Ich werde gleich einkaufen gehen. Wir werden heute Abend sonst nichts essen und trinken können. Und es wird nicht so gut ankommen, wenn meine Eltern uns besuchen kommen. Ich möchte alles da haben, was die beiden genießen mögen, damit sie uns in Zukunft auch wieder besuchen kommen wollen.
Man würde dieses Beispiel noch lange weitertreiben können. Man wird dabei aber niemals ein Beispiel finden können, bei dem sich zwei Verben zusammen schreiben ließen. Diesen Fall kann man einfach nicht sinnvoll konstruieren. Daher gilt diese Regel ohne Einschränkung.
Verbindungen aus Partizip und Verb schreibt man getrennt.
Partizipien sind ja eigentlich nichts Anderes als bestimmte Verbformen. Warum also sollte man diese nicht auch unter die vorige Regel fallen lassen? So könnte man die Regel begründen, weshalb man Partizipien nicht mit einem Verb zusammen schreiben soll. Aber auch mit Blick auf weiter oben gemachte Ausführungen erscheint eine Zusammenschreibung von Partizip und Verb unplausibel: In keiner denkbaren Zusammensetzung aus Partizip und Verb wäre ein zu erreichendes Resultat mitgedacht. Immer wäre der Prozess die jeweils im Vordergrund stehende Bedeutung. In jedem Fall wird jetzt aber mit Sicherheit verständlich, weshalb man „getrennt schreiben“ getrennt schreiben muss.
Verbindungen aus Substantiv und Verb schreibt man getrennt.
Bei diesem Thema lauern einige Verwechslungsmöglichkeiten. Hiermit sind nicht die Fälle
gemeint, bei denen es um das Autofahren oder das Marathonlaufen oder das Mittagessen geht. Für
diese Fälle gilt, dass das vordere Bestimmungswort das hintere Grundwort näher bestimt und
gleichzeitig dessen grammatisches Geschlecht übernimmt. Außerdem sind die Verben hier keine
Verben, sondern Substantive.>br>
Die Fälle, um die es hier geht, sind Fälle, bei denen die Verben wirklich als Verben auftreten.
Ich mag lieber Fahrrad fahren, unterwegs Pause machen und Kaffee trinken. So kann man auch
mit dem Hund Gassi gehen, Luft schnappen und Sonne tanken.
Als Erklärung lassen wir uns an dieser Stelle das Folgende gefallen: Würden wir ein Substantiv
direkt an ein Verb binden, würde es zu einem Teil eines Verbes werden und müsste kleingeschrieben
werden. Dafür tritt in solchen Verbindungen aber der Charakter des Substantivs zu sehr in den
Vordergrund und wir hätten beim Schreiben zu Recht das Gefühl, etwas falsch zu machen. Der
Charakter des Substantivs wird in dem Beispiel schon dadurch deutlich, dass man es auch so
hätte schreiben können: Ich mag lieber mit dem Fahrrad fahren, unterwegs eine Pause
machen und einen Kaffee trinken. So kann man auch mit dem Hund Gassi gehen, etwas Luft
schnappen und etwas Sonne tanken.
War's das?
Es gäbe über die Zusammen- und Getrenntschreibung noch eine Menge mehr zu sagen. Aber mal ehrlich: Man kann doch froh sein, wenn man das Wichtigste bis hier versteht und weiterhin auch beachten kann. Natürlich wäre es noch wichtig, auf Fälle hinzuweisen, bei denen man selber entscheiden darf, wie man sie schreibt. Es wäre ferner wichtig gewesen, auf Straßennamen und Zahlwörter hinzuweisen, auf Verbindungen mit nicht selbstständigen Wortteilen, auf Verbindungen mit „nicht“ usw. Aber angesichts der Tatsache, dass der durchschnittliche Besucher einer Internetseite im Schnitt ca. sieben Sekunden nach Informationen sucht, bevor er sich entscheidet, entweder zu bleiben oder sich woanders niedliche Katzenbabyvideos anzuschauen, reicht es hier erst einaml. Es ist schon beachtlich, dass du das hier überhaupt noch liest. Herzlichen Glückwunsch dazu!
Auflösung für die übrig gebliebenen Wörter
- Ich glaube, dass das davon kommt, dass du zu viele Süßigkeiten isst.
- Da bleiben nicht viele Möglichkeiten, fürchte ich.
- Man sollte sich auch immer das Kleingedruckte durchlesen.
- Wenn du ihm etwas zuredest, wird er schon Mut finden.
- Er würde zurecht reden, wenn er die Dinge richtig darstellen würde. Aber so sollte er besser schweigen.
Der Übungstext zur Zusammen- und Getrenntschreibung
Das Naheliegendste in einem solchen Text ist es, sich mit der Frage zu beschäftigen,
wie es sein kann, dass ausgerechnet das Zusammenschreiben so kompliziert ist. Denn auch hier
gilt natürlich, dass du einen Text mit jemandem zusammen schreiben kannst. Aber damit nicht
genug! Du kannst alle möglichen Wörter, wenn sie denn zusammengehören, zusammenschreiben.
Aber auch damit nicht genug! Denn hier gibt es tatsächlich noch einen dritten Fall. Wenn
man sich viel Unsinn ausdenkt, kann man sich auch eine Menge an Unsinn zusammenschreiben.
Mit dem Getrenntschreiben ist es nicht viel einfacher. Zwar ist es theoretisch möglich, dass
zwei Menschen, jeder also für sich, einen Text getrennt schreiben. Doch bedeutet das nicht,
dass automatisch die Getrenntschreibung eines Ausdruckes auf dem Papier zusammengeschrieben
wird. Auch das Getrenntschreiben musst du leider getrennt schreiben.